3 Monate Mexiko: Erster Quartalsbericht
Nach 3 Monaten hier In San Cristóbal de las Casas steht nun auch mein erster Quartalsbericht an. Bis jetzt waren es drei sehr schöne und interessante Monate, die ich aufgegliedert in Arbeit und Persönliches schildern werde.
Arbeit:
Meine Arbeit bei der Organisation Moxviquil teilt sich in zwei Bereiche auf. Einmal gibt es den Hauptsitz der Organisation in dem Naturreservat im Norden der Stadt, wo ich jedoch nur ein bis zwei Tage die Woche verbringe. Die anderen drei bis vier Tage bin ich im Gartenmuseum Casa Corazón de Jade eingeteilt, da dort meine Englischkenntnisse zum Empfang der Besucher sehr nützlich sind. Zu Beginn war meine Arbeit oft etwas langweilig und träge, da zum einen die Organisation in einer Art Umbruchphase nach den Sommerferien war und zum anderen mein zuständiger Mentor in der Organisation nicht da war. Somit verbrachten Madi ( die andere deutsche Weltwärts Freiwillige) und ich viel Zeit damit, im Kassenhäuschen in der Reserva oder im Registro des Gartenmuseums Corazón de Jade auf Besucher zu warten, die oft einfach nicht kamen. Inzwischen hat sich das aber gebessert. Wir betreiben jetzt eine kleine Cafeteria im Gartenmuseum, in der wir Kaffee, Tee und
selbstgebackene vegane Kekse verkaufen, womit wir einmal mehr Besucher anlocken können und
gleichzeitig die monatlichen Einnahmen des Museums ums dreifache steigern konnten. Weiterhin haben wir geholfen, unseren ersten sogenannten „Ciclo de Cine“ zu realisieren. Hier haben wir einen
Monat lang jeden Donnerstag einen Dokumentarfilm zum Thema Konsum gezeigt und Spenden für die Erdbebenopfer der Küstenstadt Paredón gesammelt. Andere Arbeitsbereiche waren ebenfalls die Unterstützung bei der Aufforstung in der Reserva, Gartenarbeit im Museum sowie das Streichen des
Gewächshauses und das Malen eines Wandbildes.
Weiterhin habe ich mehr Verantwortung in der Social Media Arbeit bekommen und erstelle jetzt regelmäßig für die Facebook Seite kleine Plakate,
wenn irgendwelche wichtigen Umwelttage anstehen, wie zum Beispiel der internationale Tag der Ernährung oder der nationale Tag des Wassers. Leider habe ich nur Verantwortung für die Moxviquil Facebookseite bekommen und nicht für die des Gartenmuseums Corazón de Jade, obwohl ich dort
viel mehr Zeit verbringe als in der Reserva Moxviquil. Da mein Computer vor ein paar Wochen dann auch noch kaputt gegangen ist, hat sich diese Arbeit erschwert. Jedoch hoffe ich, dass nach
Reparieren meines Laptops ich wieder mehr Aufgaben im Bereich der Erstellung von Videos oder Präsentationen bekomme.
Weiterhin fangen wir langsam endlich an wirklich im Bereich der Umweltbildung und Workshops zu arbeiten. Dazu haben wir uns in verschiedene Themengebiete
aufgeteilt und glücklicherweise konnte ich mir einen Platz in der Gruppe „Consumo Responsable y Alimentación Consciente“ sichern (deutsch: Verantwortungsbewusstes Konsumverhalten und bewusste Ernährung), ein Thema das mich persönlich auch sehr beschäftigt und interessiert. Dazu habe ich mir dann ein paar Ideen gemacht, die auch sehr gut bei meinem Team ankamen und im
nächsten Workshop realisiert werden.
Persönlich:
Praktisch jedes Mal, wenn ich mit meinen Eltern skype, heißt es fast überrascht: du siehst ja sogar gesund und glücklich aus! Tatsächlich geht es mir persönlich hier sehr gut und ich bin sehr glücklich
hier zu sein. Am Anfang war es natürlich etwas schwierig, da alles neu und ungewohnt war und ich mir oft nicht sicher war, sie ich mich zu verhalten hatte. Dies bezieht sich auf alles mögliche, so zum Beispiel die Straßenverkehrsregeln, Sicherheit, Lebensmittelhygiene und das Verhalten gegenüber anderen. Rückblickend war ich wohl etwas paranoid was viele Dinge anging, da ich zum Beispiel viele
Dinge aus Angst vor einer Lebensmittelvergiftung nicht gegessen habe und sobald es dunkel wurde mich nicht getraut habe, auch nur für kurze Strecken zu laufen. Zwar waren diese Sorgen alle begründet und ich hatte auch schon Probleme mit dem Magen, jedoch kann ich das glaube ich jetzt schon besser einschätzen kann. Trotzdem habe ich das Gefühl, Chiapas mit seinen Problemen und Kontexten noch nicht zu verstehen. San Cristóbal ist praktisch eine touristische und hübsche Blase in Chiapas, welche dessen Realität nicht wirklich widerspiegelt. Andere Freiwillige kriegen mehr mit, da sie aufgrund ihrer Arbeit oft in Comunidades oder andere Städte fahren, während ich praktisch
immer in San Cristóbal bleibe und davon nur wenig mitbekomme.
Dafür habe ich in den letzten 6 Wochen durch den Eintritt in ein Crossfit Studio mehr Kontakt zu MexikanerInnen gefunden. Gerade weil wir recht viele Welthaus Freiwillige hier in San Cristóbal sind, ist es leicht, praktisch nur mit mit
anderen AusländerInnen Zeit zu verbringen. Durch den Sport habe ich jedoch viele Leute kennengelernt, die wirklich hier her kommen und somit auch viel Spanisch gelernt, wenn auch sehr
umgangssprachlich.
Weiterhin bin ich vor 3 Wochen umgezogen, da mir einige Sachen in meinem alten Zuhause nicht
gefallen haben. Mit der Familie dort kam ich zwar gut klar, jedoch lag das Haus recht außerhalb, an einer sehr befahrenen Straße und mir schien es als würden die dort lebenden Hunde ständig Parasiten reinbringen. Das mag zwar etwas übertrieben sein, nachdem ich jedoch einmal Flöhe hatte war ich dann recht paranoid. Jetzt lebe ich zusammen mit einem anderen Freiwilligen und einer
Mexikanerin in dem Haus einer älteren Dame, die praktisch eine Großmutterrolle einnimmt und alle ständig durchfüttern will. Es ist ein sehr herzliches Ambiente, was mir gut gefällt und weiterhin hat
das Haus eine sehr gute Lage, sodass ich abends jetzt nicht immer Taxis nehmen muss, sondern auch mal nach Hause laufen kann.
Natürlich gab es auch schon schwierige Momente, in denen ich Deutschland und meine Familie und Freunde vermisst habe. So wurde mir zum Beispiel mein Portemonnaie geklaut, in dem meine Visa Bankkarte drin war und mein Computer ist kaputt gegangen. Diese Probleme ließen sich aber auch bewältigen und im Ende lernt man immer daraus. Allgemein kann ich sagen, dass ich diese letzten drei Monate schon so viel gelernt habe und auf viele Sachen einen neuen Blickwinkel bekommen habe. So erinnere ich mich zum Beispiel an eine Übung, die wir während des Vorbereitungsseminar gemacht haben. Dort sollten wir in einem Kreis aufschreiben, was uns als Person definiert. Damals sprach eine der ehemaligen Freiwilligen davon, wie sie sich während ihres Jahres in Mexiko immer mehr mit ihrer weißen Hautfarbe identifiziert hat. Damals war das für mich nicht ganz verständlich, jetzt verstehe ich jedoch absolut was sie meinte. Man merkt ganz deutlich, dass die Einheimischen einen anders ansehen und demnach auch anders behandeln. Dieses Gefühl des Auffallens, was außerhalb
von San Cristóbal nochmal stärker wird, ist teilweise sehr unangenehm und lässt mich mehr darüber nachdenken, wie sich Menschen anderer Ethnizität in Deutschland fühlen müssen. Weiterhin werden mir jeden Tag meine Privilegien deutlicher, was mir ein Gefühl der Frustration gibt, da ich nicht weiß,
wie ich diese Ungerechtigkeit ausgleichen könnte. Aber wahrscheinlich ist das auch nicht der Sinn, sondern vielmehr die Erfahrung dieser Eindrücke und Gefühle und der Austausch dessen mit
Anderen, die aus der selben Position kommen wie ich.
Für die kommenden Monate wünsche ich mir, mehr von Mexiko zu sehen und das Land besser zu verstehen. Somit plane ich zum Beispiel über Silvester nach Quintana Roo zu fahren (offensichtlich
mehr als Urlaub, nicht als Bildungsreise), aber auch mehr Orte in Chiapas zu erkunden. Weiterhin freue ich mich schon auf das kommende Einführungsseminar in Boca de Cielos, wo wir wieder mal
die Freiwilligen aus den anderen Regionen treffen werden, uns austauschen und mehr über die
Situation in Mexiko reden werden.
Allgemein bin ich also sehr glücklich hier und würde jedem empfehlen, diese Erfahrung auch zu machen. Gerade auch San Cristóbal de las Casas ist wunderschön und einen Besuch wert.
Dies war eine kurze Zusammenfassung der letzten 3 Monate. Bei Fragen oder Anregungen, könnt ihr gerne einen Kommentar da lassen.
Liebe Grüße
Alex
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